Frühzeitige Diagnose verbessert die Prognose

Was ist eine Insulinresistenz?

Reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin, sprechen Mediziner von einer Insulinresistenz.

Dabei nehmen die Zellen kaum bis gar keine Glukose mehr aus dem Blut auf. Für die Bauchspeicheldrüse ist das ein Signal noch mehr anabol wirkendes Insulin auszuschütten, um den Blutzucker zu regulieren. Zudem wird häufig in den frühen Morgenstunden durch die hormonellen Gegenspieler des Insulins eine Zuckerneubildung in der Leber angestoßen, obwohl genug Zucker im Blut zur Verfügung steht. Ein Teufelskreis entsteht und das Gewicht steigt weiter an.
Dieser Zustand kann Jahre oder Jahrzehnte anhalten ohne aufzufallen. Solange bis die Bauchspeicheldrüse erschöpft ist und die Insulinproduktion einstellt.

Soweit muss es nicht kommen. Denn früh genug erkannt und behandelt, lassen sich Folgeerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose – das Metabolische Syndrom – verhindern oder herauszögern.

Daneben ist eine Insulinresistenz am Polyzystischen Ovar-Syndrom, kurz PCO-S, beteiligt. Die Behandlung einer Insulinresistenz bei Frauen mit PCO-S hilft dabei, die metabolischen Risiken der Frauen zu senken, die Erfolgsrate bei reproduktionsmedizinischen Behandlungen zu verbessern und Schwangerschaftskomplikationen, wie einen Gestationsdiabetes, zu verhindern.

Welche Symptome treten bei einer Insulinresistenz auf?

Weil eine Insulinresistenz keine oder nur unspezifische Symptome auslöst, bleibt sie in so vielen Fällen lange Zeit unbemerkt. Meistens sind es dann Zufallsbefunde bei Check-up-Untersuchungen wie z. B. ein leicht erhöhter Blutzucker, oder es treten bereits Folgeerkrankungen auf. Bei gezielten weiteren Untersuchungen kann dann ein erhöhter Insulinwert festgestellt werden.

Mögliche Risikofaktoren und Anzeichen für eine Insulinresistenz oder einen Prädiabetes sind:

  • Diabetes Typ 2 in der Familie
  • Übergewicht (Adipositas) (BMI > 28 kg/m2) mit frustranen Diätversuchen
  • Zyklusstörung
  • Unfruchtbarkeit (Infertilität)
  • Verdacht auf Diabetes Typ 2
  • Verdacht auf PCO-S
  • Bewegungsmangel und ungesunder Lebensstil
  • Metabolisches Syndrom (Blutdruck / Gicht / Übergewicht)

Wie kann man eine Insulinresistenz erkennen?

Da die Symptome bei einer Insulinresistenz häufig fehlen, sollte nicht gewartet werden, bis Folgeerkrankungen irreversible Schäden auslösen. Kommen bestimmte Risikofaktoren für eine Insulinresistenz zusammen, ist es daher sinnvoll entsprechende Laborwerte zu kontrollieren. Denn je früher sie erkannt wird, desto eher lässt sich die Insulinresistenz bessern, wenn auch nicht beheben.
Im Labor lässt sich eine Insulinresistenz folgendermaßen feststellen:

  • Als einfaches und kostengünstiges Verfahren ist eine Blutuntersuchung möglich. Bei
    diesem Test werden der Insulinwert und der Glukosewert nach einer 12-stündigen Nahrungskarenz bestimmt und daraus der HOMA-Index berechnet.

HOMA-Index = Insulin (µU/ml) * Glukose (mg/dl))/ 405

Anhand des berechneten Wertes kann zuverlässig beurteilt werden, ob eine Insulinresistenz vorliegt:

< 1,1 = Normalwert
< 1,5 = Insulinresistenz unwahrscheinlich
> 2,0 = Hinweis auf Insulinresistenz
> 2,5 = Insulinresistenz wahrscheinlich
>5,0 = Durchschnittswert bei einem manifesten Typ 2 Diabetiker

 

Je früher eine Insulinresistenz erkannt wird, desto größer sind die Chancen ernsthafte Folgeerkrankungen, wie Diabetes Typ 2, und / oder kardiovaskuläre Erkrankungen die zu vermeiden bzw. zu verzögern.

Fast alle Zellen in unserem Körper benötigen Insulin, um den Zucker (Glukose) aus der Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten.

Bei einer Insulinresistenz ist dieser Mechanismus gestört: Die Zellen reagieren weniger empfindlich (resistent) auf Insulin. Das führt dazu, dass sie weniger Zucker aufnehmen und dieser stattdessen in der Blutzirkulation verbleibt.

Oft bleibt eine Insulinresistenz lange unbemerkt und dementsprechend unbehandelt. Langfristig kann das zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen: Eine Insulinresistenz ist ein begünstigender Faktor für die Entwicklung eines Prädiabetes und in der weiteren Folge eines Typ-2-Diabetes (Diabetes mellitus Typ 2). Während die Vorstufe noch durch Lebensstil- und Ernährungsumstellung beeinflussbar ist, bleibt ein Diabetes als chronische Erkrankung ein Leben lang bestehen.

Was sind die Ursachen einer Insulinresistenz?

Die genauen Mechanismen, die zu einer Insulinresistenz führen sind komplex und zum größten Teil noch Gegenstand intensiver Forschung. Eine genetische Veranlagung (Disposition) ist wahrscheinlich. Ein inaktiver Lebensstil, ungesunde Ernährung und Übergewicht (Adipositas) steigern zudem das Risiko für eine Insulinresistenz.
Folgen einer unbehandelten Insulinresistenz
Die Insulinresistenz gehört zum Metabolischen Syndrom. Dieser Begriff bündelt die Risikofaktoren:

  • zu viel Bauchfett
  • hohe Blutzucker- und Blutfettwerte sowie
  • Bluthochdruck

Jeder dieser Faktoren erhöht bereits für sich das Risiko für Gefäßkrankheiten (Arteriosklerose). Schlaganfall und Herzinfarkt sind mögliche Folgen. Häufig führt das Metabolische Syndrom zudem in einen Diabetes Typ 2, der lebenslang besteht und Nerven- und Organschäden mit sich bringen kann.

Lässt sich eine Insulinresistenz behandeln?

Die gute Nachricht: Ja – sofern die Insulinresistenz frühzeitig erkannt wird. Der Behandlungserfolg ist individuell sehr unterschiedlich und hängt stark vom Lebensstil und der Disziplin ab. Aber auch medikamentös kann man die Stoffwechselsituation deutlich verbessern, indem die Zuckerneubildung in der Leber gehemmt und weniger vom anabol wirkendem Insulin benötigt wird.

Doch die Mühe lohnt sich: Durch eine zusätzliche Ernährungs- und Lebenssti-lumstellung ist es möglich, das ungesunde Bauchfett zu reduzieren und Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Dadurch reagieren die Zellen wieder besser auf Insulin. Im Idealfall lässt sich somit die Diagnose Insulinresistenz rückgängig machen. Mit der erfolgreichen Behandlung der Insulinresistenz sinkt auch das Risiko für Folgeerkrankungen, wie Diabetes Typ 2. Und umgekehrt: Mit einem aktiven Lebensstil und einer ausgewogenen Ernährung lässt sich einer Insulinresistenz auch vorbeugen.

Ernährung umstellen

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt dabei, abzunehmen und Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Um das Risiko für Typ-2-Diabetes zu verringern, ist es entscheidend, Gewicht und Bauchumfang zu reduzieren.

Auch wenn nicht alle Kohlenhydrate ungesund sind; viele werden im Körper in Glukose umgewandelt. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel schnell an. In Verbindung mit wenig Bewegung werden die Kohlenhydrate als Fett eingelagert. Beides gilt es zu vermeiden. Am besten landen nur noch kleine Portionen komplexer Kohlenhydrate auf dem Teller, wie Vollkornprodukte. Dazu sollte vor allem viel Gemüse und zuckerarmes Obst, wie Beeren oder Äpfel, verzehrt werden.

Mehr Bewegung

Eine ausgewogene Ernährung muss von Sport begleitet werden, um Gewicht und insbesondere das ungesunde Bauchfett zu reduzieren. Wer es nach der Diagnose Insulinresistenz schafft, Sport in seinen Alltag einzubauen, kann außerdem den Blutzuckerspiegel senken und die Insulinempfindlichkeit erhöhen.

Ungesunde Lebensweisen aufgeben

Rauchen, Alkoholkonsum und Stress sind Risikofaktoren für viele Krankheiten. Auch bei einer Insulinresistenz ist es ratsam, insbesondere auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten und Stress zu reduzieren.

Wird eine Insulinresistenz festgestellt, können individuelle Hinweise zu Ernährung, Therapie sowie Sport und Lebensstil gegeben werden.

Ob die Maßnahmen greifen, lässt sich im Labor zum Beispiel mit dem HOMA-Index kontrollieren.

 

Zusammengefasst:

  • Eine bekannte Insulinresistenz kann gezielt behandelt werden, um z. B. die Entstehung des Diabetes-Typ 2 zu verhindern bzw. zu verzögern oder bei von PCO-S betroffenen Patientinnen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen.
  • Der HOMA-Index ist ein einfaches Verfahren: Aus einer Blutprobe werden Insulin und Glukose (Blutzucker) bestimmt und aus den Werten der HOMA-Index berechnet.
  • Medikamentös kann man die Zuckerneubildung in der Leber (Gluconeogenese) hemmen, so dass weniger vom anabol wirkenden Insulin hergestellt werden muss. Dieses wird sich günstig auf das Körpergewicht aber auch auf die Insulinreserve der Bauchspeicheldrüse auswirken, so dass ein möglicher Diabetes mellitus wie auch weitere Folgeerkrankungen des Herzgefäßsystems verhindert oder zeitlich verzögert werden kann.

Haben Sie fragen zur Insulinresistenz oder würden Sie sich gerne auf eine mögliche Insulinresistenz hin untersuchen lassen, so sprechen Sie uns ruhig an. Die Leistung ist allerdings eine Selbstzahlerleistung und wird bisher nicht von Seiten der Krankenkassen angeboten. Ein Beratungs-gespräch mit Laboranalyse kostet  40€.